Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen

Die Welt hat sich verändert, mit einem Schlag. Die politische Atmosphäre in ihr ist spürbar eine andere geworden und das wohl unumkehrbar. Die Weltgemeinschaft hat es mit dem Abwehrkampf eines untergehenden Geschäftsführungsmodells zu tun, was sich mit militärischen Mitteln und Erpressungen wie in einem letzten Kampf gegen ein Versagen desselben aufbäumt und dabei skrupellos vorgeht. Das Märchen "Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen" macht in diesem Zusammenhang vieles klar.

Weltgemeinschaft und Ukrainekrieg
Werner Mikus

Seite 4

Wir sehen: Egal, ob es um ein Arbeiten mit Abhängigkeiten und Verträgen geht (nach dem Vorbild des vom Vater geschätzten Sohnes) oder um ein unschuldiges Herangehen, was keine Furcht kennt oder kennen will: In beiden Fällen wird ein echter Kontakt mit dem, was die wirklichen Gefahren sind (und auch schon länger ihre Wirkung tun), vermieden. Die Gefahren, so könnte man sagen, werden gebannt.

Eine solcherart geleugnete Realität wächst aber weiter und irgendwann steht man ihr ungeschützt gegenüber. So wird es mit einem Schlag unübersehbar, dass ein Bannen uns daran gehindert hat, den bedrohlichen Gefahren real zu begegnen. Es ist, als habe man sich dabei ungewollt den Bedrohlichkeiten eigentlich unterworfen. Ihm muss ein grundlegender Haltungswechsel folgen. Das gewohnte Bannen muss beendet werden. Die eigenen Werte, die auf diese Weise in eine fahrlässig heruntergespielte Bedrängnis geraten konnten, müssen wieder ernst genommen werden und uns fühlbar machen, dass in der Tat auch das eigene Schicksal unauflösbar mit diesen in Verbindung stehen. Es muss eine Standhaftigkeit mit der Bereitschaft dazu entstehen, auch im Scheitern noch hierfür einzustehen.

Das ist wie das Eintreten des Furchtlosen in den Stand der Ehe, in dessen Folge ihm das endlich zukommen kann, was ihn zu einem reifen und lebenstechnisch standhaften Mann macht. Und das ist in diesem Fall ein „Fürchten“, das uns erst die nahe Berührung mit den ganz banalen Dingen des Lebens beibringen kann, wenn wir unser Schicksal nur wirklich und ohne Hintertürchen und Abkürzungen mit diesem verbunden sehen wollen. Alles großspurige Abkürzen und ängstliche Absichern fällt in einer unnötig das Leben einschränkenden Weise dagegen ab. Auf unseren Umgang mit dem Krieg in der Ukraine bezogen heißt das: Ohne es uns ausgewählt zu haben, stehen wir in einer exponiert engen Verbindung zu diesem Land, so, als hätte analog zum Märchen der Westen mit der Ukraine die Ehe geschlossen. Und wie der Protagonist im Märchen erst über ein spezifisches Erlebnis im ehelichen Miteinander von seinem mit einem Zwang belegten Lebensstil erlöst werden kann, so könnte es über die besondere Bindung am Ende auch uns ergehen.

Bildquellen